Mehr Filme, mehr Zuschauer: Deutsche Filmwirtschaft nutzt digitale Chancen
SPIO veröffentlicht Daten für die Filmwirtschaft im Filmstatistisches Jahrbuch 2013
Wiesbaden/Berlin, 26.08.2013
Die Auswahl wächst und lockt mehr Zuschauer zum Film: Mit 241 deutschen Dokumentar- und Spielfilmen haben deutsche Filmemacher im vergangenen Jahr deutlich mehr Werke auf die Kinoleinwand gebracht (2011: 205 Filme). Deutsche Kinos haben zugleich mit mehr als 135 Millionen verkauften Tickets im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 4,2 Prozent bei den Kinobesuchen erzielt. Und der Umsatz deutscher Filmverleiher ist um rund 9 Prozent auf ein Jahresergebnis von 430 Millionen Euro gestiegen. Das geht aus aktuellen Wirtschaftszahlen hervor, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) jetzt gebündelt im Filmstatistischen Jahrbuch 2013 veröffentlicht hat.
„Die Lust am Film ist in Deutschland ungebrochen, und zwar zu Recht. Wir investieren in inhaltliche Vielfalt und Kreativität, in hochwertige Produktionen und technisch erstklassige Filmtheater“, sagt Manuela Stehr, Präsidentin der SPIO. „Dass wir den Zuschauer im Übergang zu mehr und mehr digitalen Nutzungsmöglichkeiten nicht verlieren, sondern ihn mitnehmen und begeistern, macht uns durchaus ein bisschen stolz.“ Um die Angebote dem veränderten Konsumverhalten anpassen zu können, brauche die Filmwirtschaft weiterhin ein starkes Urheberrecht. „Wir fordern wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen, die den Ausbau unseres digitalen Filmgeschäfts auch gewährleisten und unsere Investitionen auf sichere Füße stellen“, so Stehr.
Investiert hat die deutsche Filmwirtschaft im vergangenen Jahr unter anderem in die Digitalisierung der Kinos. Zum Jahresende waren bereits 68 Prozent der insgesamt 4.617 Leinwände in Deutschland digitalisiert, davon etwa 53 Prozent mit einer 3D-Ausstattung. Zudem schafft die deutsche Filmwirtschaft mit einem wachsenden Video on Demand-Angebot (VoD) immer mehr Möglichkeiten für den Nutzer, sich Filme als digitale Kopie zu Hause und unterwegs anzuschauen: Bei einem stabilen Gesamtumsatz der Videoprogrammanbieter von 1,71 Milliarden Euro in 2012 (+0,4 Prozent) ist der Umsatzanteil mit VoD-Angeboten auf 7,3 Prozent (2011: 4,6 Prozent) gestiegen. Damit verlagern sich die Umsätze im Videomarkt zunehmend vom Verleih und Verkauf physischer Produkte (DVDs und Blu-rays) zum Geschäft mit digitalen Filmträgern. Die Wirtschaftszahlen zeigen jedoch auch die Herausforderungen für deutsche Filmemacher, die auf den Produktions- und Vertriebsbedingungen gründen. „Mit großer Sorge sehen wir den Rückgang des Marktanteils deutscher Filme im Kino, ihre nachlassende Präsenz im Free TV, die ein schwindendes Interesse der TV-Sender am deutschen Kinofilm befürchten lassen“, so Manuela Stehr. Neben einem Rückgang des Marktanteils deutscher Filme im Kino von 22 Prozent im Jahr 2011 auf 18 Prozent in 2012 verringerte sich die Anzahl der Sendetermine deutscher Kinofilme im Fernsehen (Free TV): Nur noch 100 Filme feierten im vergangenen Jahr ihre Free TV-Premiere, in 2011 waren es noch 116. Der Rückgang betraf gleichermaßen das private Fernsehen (– 8 Filme) und die öffentlich-rechtlichen Sender (– 8 Filme). Zudem sanken die Herstellungsbudgets; im Schnitt kostete ein deutscher Spielfilm 4,8 Millionen Euro (2011: 4,9 Millionen Euro). „Wir zählen darauf, dass sich die Sender wieder stärker zum deutschen Kinofilm bekennen, mit attraktiven Sendeplätzen und fairen Lizenzzahlungen für die Filme“, sagt Stehr.
Das Filmstatistische Jahrbuch 2013 ist im August 2013 in der Schriftenreihe „Medienrecht - Medienproduktion - Medienökonomie“ im Nomos Verlag, Baden-Baden, erschienen. Das 100-seitige Buch kostet 15 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Es stellt Erhebungen der SPIO, ihres Tochterunternehmens Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) sowie der SPIO-Mitgliedsverbände und weiterer Filminstitutionen zusammen.
Ausgewählte Zahlen und Trends für 2012 im Überblick:
Filmproduktion: immer mehr deutsche Filme im Kino
- Deutsche Kinofilme: 154 Spielfilme (2011: 123) und 87 Dokumentarfilme (2011: 82) wurden erstaufgeführt
- Produktionskosten: durchschnittlich kostete ein deutscher Spielfilm 4,8 Millionen Euro (2011: 4,9 Millionen Euro)
- Erstaufführung: 452 Spielfilme (2011: 419) sowie 132 Dokumentarfilme (2011:106)
- Marktanteile (nach Filmbesuch): 18% deutsche Filme (2011: 22%), 61% US-Produktionen (2011: 60%)
- Boxoffice: 1,033 Mrd. Euro, höchste Einnahmen der Kinogeschichte
- Anzahl der Kinos: in 10 Jahren um nahezu 10% zurückgegangen
- Digitalisierung: 68% der 4.617 Leinwände in Deutschland waren Ende 2012 digitalisiert, davon etwa 53% mit einer 3D-Ausstattung
- 135,1 Millionen Tickets verkauft (Plus von 4,2% zu 2011)
- Ticketpreis: 7,65 Euro (plus 3,5%) im Durchschnitt
- Besucher: 30 Mio. Personen waren mindestens einmal im Kino
- Gemeinschaftserlebnis: 44% der Filmbesuche fanden mindestens zu dritt statt
- Lieblingsgenre: jeder 3. Kinobesucher schaute sich eine Komödie an.
- Ausgaben: steigen wieder seit 2010 (2012: 88,4 Millionen Euro)
- Insgesamt stabil, Gesamtumsatz von 1,71 Milliarden Euro, Umsatzanteil von Video on Demand (VoD) am Gesamtumsatz wächst stetig
- FSK-Prüfung: 8.474 Filmobjekte wurden gekennzeichnet, darunter Kino- und TV-Filme, Serien und Werbefilme (insgesamt 690.039 Prüfminuten)
- Free-TV-Premieren von deutschen Kinofilmen: 100 Spiel- und Dokumentarfilme (minus 14% gegenüber 2011, neuer Tiefstand)
Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e. V. SPIO
Präsidentin: Manuela Stehr, Vizepräsident: Joachim Birr
Geschäftsführung: Christiane von Wahlert, Helmut Poßmann
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