Die SPIO gratuliert Hilmar Hoffmann zum 90. Geburtstag
„Der heute vor neunzig Jahren in Bremen geborene Kulturliebhaber und –politiker Hilmar Hoffmann gehört zu den prägenden Köpfen der deutschen Filmkultur der vergangenen sechzig Jahre. Mit seinem Namen ist das nachhaltige, demokratische und lebensnahe Konzept der Kultur für alle verbunden. Hilmar Hoffmann hat sich nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch für die Bedeutung des Films im Konzert der Künste stark gemacht. Er steht für die Idee des Kommunalen Kinos, er hat die Kunst der kurzen Form im Kino mit seinem Festival in Oberhausen zu großer Bedeutung verholfen und mit der Plattform für das Oberhausener Manifest den Deutschen Film internationalisiert. Mit der Gründung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt im Jahr 1984 schuf Hilmar Hoffmann das erste (west)deutsche Museum einzig für den Film und seine Geschichte. Und er hat sich mit Blick auf die Zukunft des Films für den Erhalt und die Pflege des Filmerbes engagiert. Wir gratulieren Hilmar Hoffmann voller Dankbarkeit und Bewunderung zum neunzigsten Geburtstag und wünschen ihm Gesundheit und alles Gute“, so der Präsident der SPIO Alfred Holighaus. Vor drei Jahren hat ihm die SPIO für seine Verdienste um die Filmkultur die Ehrenmedaille der deutschen Filmwirtschaft verliehen. "Hilmar Hoffman ist ein Humanist und Weltbürger. Er nutzte den Film, um zu Zeiten des Kalten Krieges den Eisernen Vorhang zu lockern. Später sorgte er dafür, dem mittel- und osteuropäischen Film durch das Festival goEast ein Forum zu geben. Er ist nicht nur ein Freund der Künste, sondern auch ein Mentor der Künstler", sagte der ungarische Regisseur István Szabó in seiner damaligen Laudatio. Zur Biografie Hilmar Hoffmanns: Sein film- und kulturpolitisches Wirken begann in Oberhausen, zunächst mit der Gründung eines Filmclubs (1951), als Filmreferent des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (1953-65) und Vorsitzender des Filmclubverbandes NRW (1953-58). Er gründete die Westdeutschen Kurzfilmtage (1954), aus denen das Internationale Kurzfilmfestival hervorging, auf dem 1962 das Oberhausener Manifest verkündet wurde. Bis 1970 leitete Hoffmann, inzwischen städtischer Kultur- und Sozialdezernent, das Filmfestival in Oberhausen. Von 1970 bis 1990 setzte er als Kulturdezernent in Frankfurt am Main bundesweit neue Maßstäbe durch die Schaffung des Museumsufers und die öffentliche Förderung von Filmkultur. Die Gründung des ersten Kommunalen Kinos (1971, mehr als 150 Städte folgten dem Beispiel) und die Einrichtung des Deutschen Filmmuseums (1984, bundesweit das erste seiner Art) sind kulturpolitische Pionierleistungen. Die Integration von Museum, Kino und Archiven ins Deutsche Filminstitut im Jahr 2006 bedeutete eine zukunftsweisende Weichenstellung. Nach der Eröffnung des komplett erneuerten Hauses (2011) gab er das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden auf, in dem von ihm gegründeten Förderkreis engagiert er sich weiterhin. Hoffmann prägte in weiteren Funktion die Kultur- und Medienlandschaft in Deutschland, unter anderem als Vorsitzender des Programmbeirats des Fernsehsenders RTL; als Vorsitzender der Filmbewertungsstelle FBW, als Vorsitzender des Filmbeirates des Goethe-Instituts sowie in Kommissionen (Filmförderungsanstalt FFA). Filmfestivals aus der ganzen Welt (u.a. Cannes, Karlovy Vary, Locarno, Mar del Plata, Moskau, Tours) luden ihn in die Jury ein. In den 1990er Jahren gründete und leitete Hoffmann die in Mainz ansässige "Stiftung Lesen". Von 1993 bis 2002 war er Präsident des Goethe-Instituts. Über Jahrzehnte hinweg unterrichtete er als Dozent und Honorarprofessor für Filmgeschichte/Filmästhetik (u.a. Ruhr-Universität Bochum, Universität Frankfurt, Marburg, Tel Aviv und Jerusalem). Er ist Herausgeber und Autor von kulturpolitischen und -geschichtlichen sowie filmwissenschaftlichen Publikationen. Hoffmann ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern. Von der Filmwelt wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmband in Gold (1976) und dem Helmut-Käutner-Preis (1988) ausgezeichnet. Seit 2004 ist er Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie. Anlässlich seines 90. Geburtstags ist erstmals ein Buch nicht von, sondern über Hilmar Hoffmann erschienen, herausgegeben vom Deutschen Filminstitut: "Der Kulturpolitiker. Hilmar Hoffmann, Leben und Werk". In dem ungewöhnlich reich bebilderten Band zeichnet Autor Claus-Jürgen Göpfert Hoffmanns kulturpolitische Leistung für den Film und darüber hinaus nach. Er lässt zahlreiche Weggefährten Hilmar Hoffmanns, Unterstützer wie Kritiker, zu Wort kommen, darunter Alexander Kluge, Daniel Cohn-Bendit und Hans Neuenfels. Erstmals sind hier auch biografische Details über Hoffmanns Kindheit, Jugend und Kriegsgefangenschaft zu lesen. [Hardcover, 464 Seiten, 240 Bilder, € 24,80, online erhältlich auf shop-filmmuseum.de] |